Krankheiten und Zuchtlenkung beim Kromfohrländer

Das Ziel der Zucht und der Wunsch eines jeden Käufers ist ein gesunder Hund. Wie bei allen Lebewesen (so auch beim Hund; egal ob Mischling oder Rassehund) hat man trotz bester Planung und Zuchtlenkung nicht immer Einfluss und so erkranken auch beim Kromfohrländer Hunde.


Beim Kromfohrländer gibt es keine "rassetypischen Krankheiten" (z.B "Dackellähme" beim Dackel oder "Dermoid-Sinus" beim Rhodesian Ridgeback)
Jedoch treten Krankheiten wie 

  • Epilepsie
  • hereditäre Fussballen Hyperkeratose (HFH) (Gentest verfügbar)
  • von Willebrandt (vWD Typ1) (Gentest verfügbar)
  • Autoimmunerkrankungen (z.B Haut- und Krallenprobleme)
  • Hereditärer Katarakt (Grauer Star)
  • Cystinurie (Forschung für Gentest läuft - es werden dringen Blutproben von gesunden und erkrankten Hunden gebraucht!)
  • Hyperurikosurie (HUU) (Gentest verfügbar)
  • unspezifische Lahmheiten

häufiger auf.

 

 

Leider liest man, dass Kromfohrländer auch

  • MDR-1 und
  • Degenerative Myelopathie
  • CEA (Collie Eye Anomalie)

bekommen. Diese Krankheiten treten nur bei Kromfohrländer Mischlingen auf und kommen NICHT von Kromfohrländer Seite.


Kein reinrassiger Kromfohrländer trägt diese erkrankten Gene für Krankheiten wie MDR-1 oder DM in sich. Lediglich Kromfohrländer Mischlinge und deren Nachkommen aus diversen Einkreuzprojekten mit Mischlingen. Kennt man die Verwandtschaft der eingekreuzten (Mischlings-) Hunde nicht genau, kann man sich, wie man sieht, auch schnell neue Krankheiten in die "Rasse" züchten. Daher werden diese Krankheiten auf Seiten von Kromfohrländer Mischlings "Züchtern" auch erwähnt, sind jedoch für Besitzer eines reinrassigen Kromfohrländers völlig irrelevant.


Erfassung von Krankheiten

Beim Kromfohrländer wird glücklicherweise sehr offen mit dem Thema Krankheiten umgegangen. Viele Interessenten sind auf den ersten Blick sicher verwundert, da man auf den meisten Homepages von Krankheiten innerhalb der Rasse lesen wird. Wie schon oben geschrieben gibt es bei allen Hunden Krankheiten. Mischlinge sind übrigens keineswegs gesünder. Sie sind meistens weniger untersucht und man hat von den Ahnen, wenn überhaupt, wenige Daten. Nur bei wenigen Rassen sind die Krankheiten so gut dokumentiert wie beim Kromfohrländer. Leider wird in vielen Rassen nichts von Krankheiten erwähnt, bei Mischlingen weiß man meist gar nicht wie es um die Gesundheit der Verwandtschaft (Eltern, Tanten und Onkel, Großeltern, etc.) steht. Beim Kromfohrländer ist dies anders. Oft wird hingegen nur von den erkrankten Hunden gesprochen, die bei der kleinen Population natürlich mehr auffallen als bei einer großen Population, in der weniger Austausch stattfindet. Dies bedeutet aber auf keinen Fall, dass man das Thema Krankheiten nicht besprechen sollte.

 

Der RZV führt jährlich eine aufwendige Gesundheitsumfrage (für mehr Informationen bitte Link anklicken) durch. Dies ist eine große Leistung des RZV und wird in den wenigsten Vereinen von Rassehunden so gut gehandhabt wie beim Kromfohrländer. Erkranken Hunde sind Besitzer und Züchter gebeten, die Erkrankungen so schnell wie möglich beim Verein zu melden. Die Daten werden beim Rassezuchtverein vertraulich behandelt und fließen in die Zuchtlenkung ein. So wird von bestimmten zu risikoreichen Paarungen (gleiche Krankheiten in beiden Linien) abgeraten oder sie werden nicht erlaubt. Auch die meisten Kromfohrländerbesitzer und -züchter gehen offen mit dem Thema Krankheiten um und werden Ihnen Fragen gerne beantworten.


Zuchtlenkungsmaßnahmen

Durch Zuchtlenkungsmaßnahmen werden diese Krankheiten effektiv bekämpft. Der Rassezuchtverein der Kromfohrländer führt jährlich eine Gesundheitsumfrage durch, um einen Überblick über den Gesundheitszustand der Rasse zu erhalten.
Bitte nehmen Sie an der Gesundheitsumfrage teil und melden Sie ihren Kromfohrländer beim Rassezuchtverein, falls dieser erkrankt!

 

 

Info Gentest verfügbar: auf diese Krankheiten kann mittlerweile ein genauer Genstatus des einzelnen Tieres ermittelt werden. Mittlerweile wird der Gentest von mehreren Labors angeboten. Um den Gentest durchzuführen muss lediglich ein Wangenbackenabstrich beim Tierarzt genommen werden, alternativ 1ml EDTA Blut (je nach geforderten Probematerial des Labors) Bitte vom Tierarzt Abnahme unterzeichnen lassen, damit das Ergebnis offiziell gültig und vom Zuchtverband anerkannt ist.

 

Wisdom Panel/ My Dog DNA

Laboklin

Feragen

 

Mehr Informationen finden Sie auf der eigenen Unterseite - Gentests

 

Epilepsie

Hier konnte die Zuchtlenkung des RZV große Erfolge erzielen! Im Jahre 2001 wurde ein Zuchtplan zur Bekämpfung der Epilepsie eingeführt. Durch dieses sehr wertvolle Verfahren für die Zucht konnte die Zahl der erkrankten Hunde weiter minimiert werden. Jeder Kromfohrländer hat einen Epi-Wert (Wahrscheinlichkeit an Epilepsie zu erkranken), der z.B in den Gesundheitslisten oder im Zuchtprogramm einzusehen ist. Erkrankt ein Hund im näheren Umfeld, so steigt der Epi-Wert des eigenen Hundes. Mit zunehmendem Alter bei Gesundheit oder gesunden Nachkommen, sinkt der Wert. Jeder Wert wird indiviuell berechnet und Informationen über die Kromis (z.B über die Gesundheitsumfrage) sind daher auch von größter Bedeutung. Tiere mit dem Wert 1,0 sind erkrankt. Ist ein Elternteil oder direkter Nachkomme erkrankt liegt der Wert bei mindestens 0,5. Bei einem erkrankten Geschwisterteil ist der Wert mindestens 0,33.

Hunde mit dem Wert 0,5 geben das defekte Gen zu 50% an ihre Nachkommen weiter und sind laut aktueller Zuchtordnung von der Zucht ausgeschlossen.



Hereditäre Fußballen Hyperkeratose (HFH) - (Gentest verfügbar)

Dank der Teamarbeit des Rassezuchtvereins der Kromfohrländer (D) und des Schweizer Kromfohrländer Clubs konnte mit dem Labor Antagene ein Gentest entwickelt werden. Seit 2014 ist für Kromfohrländer der Gentest verfügbar.
Unter der Krankheit versteht man ein übermäßig starkes Verhornen der Pfotenballen. Leichte Formen der Krankheit beeinträchtigen das Leben des Hundes kaum, schwere Formen sind mit einem hohen Aufwand an Pflege und auch Schmerzen für den Hund verbunden.
Durch den Gentest muss kein reinrassiger Kromfohrländer mehr an der Krankheit erkranken, die Krankheit kann nach und nach aus der Population verdrängt werden. Vor Zuchteinsatz wird jeder Hund auf HFH getestet. Durch gezielte Paarung werden nur noch Welpen geboren, die frei von der Mutation oder Träger sind (diese Vererben das Gen zwar, erkranken jedoch nie), jedoch keine erkrankten Hunde mehr.

Weitere Informationen zur Krankheit und zum Gentest auf unserer HP (Artikel von 03/0214): Digitale Hyperkeratose (Hereditäre Fußballen Hyperkeratose) - Gentest verfügbar

 

von Willebrand (vWD Typ1) - (Gentest verfügbar)

Das diese Krankheit (eine Blutgerinnungsstörung) eine Rolle in der Rasse spielt ist erst seit 2017 bekannt. Bisher waren nur vereinzelt Fälle in der Rasse gemeldet worden. Einige Hunde sind mir auch persönlich bekannt. Erst durch umfassende Gentests auf verschiedenste Krankheiten (MyDogDNA) kam praktisch als "Zufallsbefund" raus, dass über ein Drittel der getesteten Kromfohrländer Träger der Mutation sind. Der genaue Erbgang von von  Willebrandt ist beim Kromfohrländer noch nicht genau geklärt. Es wird angenommen, dass es autosomal-rezessiv vererbt wird. Der Rassezuchtverein schreibt aktuell leider keine Zuchtlenkungsmaßnahme vor. Kein an von Willebrand erkrankter Kromi müsste in Zukunft mehr geboren werden. Zum Glück lassen einige Züchter auf eingene Faust ihre Hunde testen. Hier sind Sie als Interessent gefragt: Fragen Sie den Züchter nach Gentests. Lässt er seine zu verpaarenden Hunde auch freiwillig auf die Krankheiten untersuchen, um somit keine an von Willebrandt erkrankten Welpen zu bekommen?

Unsere Kromfohrländer sind auf vWD untersucht.

Amy ist erkrankt, Mazie ist Träger und Gin ist frei von der Mutation.

 
Autoimmunerkrankungen

Der Erbgang ist hier noch nicht ausreichend erforscht und es macht die Zuchtlenkung nicht einfach. Oft treten Erkrankungen erst Generarionen später auf, nachdem ein Vorfahre gleiche Symptome hatte.Auch gibt es nicht DIE Autoimmunkrankheit, sondern viele unterschiedliche Krankheitsbilder. Auch ist es mitunter nicht leicht eine genaue Diagnose zu bekommen. Wir haben z.B auch mehrere Jahre nach einer genauen Ursache gesucht und keine gefunden. Trotzdem ist Bonny als AI Fall gemeldet. Diagnostizierte AI Erkrankungen sind in den Gesundheitslisten verzeichnet. Ist in den Linien der zu verpaarenden Hunde das gleiche Krankheitsbild zu finden (z.B AIHA) so wird eine Verpaarung nicht erlaubt.

Hereditärer Katarakt (Grauer Star)

Auch Katarakt ist in den Gesundheitslisten verzeichnet. Im Gegensatz zu Finnland herrscht hier zu Lande keine Pflicht auf eine Augenuntersuchung vor Zuchteinsatz. So weiß man nicht wieviele Hunde am Grauen Star erkrankt sind und potentiell erkrankte Tiere können so in die Zucht gelangen. Auf freiweilliger Basis lassen einige Züchter ihre Hunde von einem DOK Augenarzt untersuchen. In Finnland konnte durch Auflage der jährlichen Augenuntersuchung (dies wird bei den meisten Rassen gemacht) die Zahl der Neuerkrankungen drastisch gesenkt werden. Durch eine Augenuntersuchung kann man keine Träger bestimmen und nur den Ist-Zustand erkennen. Es kann sein, dass der Hund ein Jahr später einen anderen Befund hat. Bereits erkrankte Tiere gelangen jedoch durch eine Untersuchung gar nicht in die Zucht.

Cystinurie

Die Krankheit betrifft beim Kromfohrländer nur Rüden! Glücklicherweise sind die Hunde nach einer Kastration "geheilt" und bedürfen auch kein besonderes Futter mehr (um Steine zu verhindern). Erkrankte Hunde sind auf einer Liste erfasst. Bitte melden Sie ihren an Cystinurie erkrankten Kromi dem Züchter und dem Verein! Auf freiwiller Basis untersuchen einige Rüdenbesitzer ihre Hunde vor Zuchteinsatz auf Cystinurie (COLA-Test, PH-Wert Bestimmung und Sedimentbestimmung). Der Test gibt auch nur den Ist-Zustand an. Bereits erkrankte Tiere gelangen so aber erst gar nicht in die Zucht. Einen Gen-Test gibt es (im Gegensatz zum Neufundländer) noch nicht.

Aktuell wird an einem Gentest geforscht. Bitte beteiligen Sie sich als Besitzer eines Kromfohrländers an der Forschung und tragen Sie so ihren Teil zu einer gesünderen Rasse bei. Mehr Informationen finden Sie hier (Cystinurie Irish Terrier und Kromfohrländer) oder direkt beim Rassezuchtverein.
Link: Universität Bern - Forschung

Lahmheiten

Leider bekommen einige Hunde im Laufe ihres Lebens ungeklärte Lahmheiten. Obgleich der Kromfohrländer aufgrund seiner Größe nicht der typische Hund für die gängigen Gelenkprobleme einiger Rassen ist (eigentlich für Patella Luxation zu groß und Hüftgelenksdysplasie zu klein), sind Lahmheiten doch ein Thema in der Rasse. Oft ist es nicht einfach eine Ursache zu finden (z.B ED, Anaplasmose, Borreliose). Bitte melden Sie alle Hunde (auch wenn noch keine Diagnose vorliegt) dem Verein! Früher war es Pflicht die Kromfohrländer auf HD (Hüftgelenksdysplasie) röntgen zu lassen. Da HD in der Rasse jedoch nicht von Bedeutung ist, ist eine HD Röntgenuntersuchung keine Pflicht mehr. Einige Züchter lassen ihre Hunde jedoch auf ED (Ellenbogengelenksdysplasie) röntgen, da beim Kromfohrländer einige ED Fälle aufgetreten sind. Leider ist das Röntgen auch nicht wirklich aussagekräftig. Amy wurde im Alter von 3 Jahren geröngt und hatte gute Ellenbogen. Später wurde bei ihr ED diagnostiziert...

In der Schweiz müssen alle Hunde vor der Körung eine Untersuchung von einem Spezialisten auf "Patella Luxation" erbringen.
Hunde, bei denen "Patella Luxation" festgestellt wird, gelangen nicht in die Zucht. Hunde mit Grad "1" dürfen nur mit Hunden mit Grad "1" verpaart werden. Hunde mit Grad "2"-"5" sind von der Zucht ausgeschlossen.

Es gibt auch eigene Gelenk-Fragebögen, die Besitzern erkrankter Hunde zugesandt werden.

Deckbegrenzung und Mindestalter von Deckrüden

Dies fordern viele namenhafte Kynologen, leider wird es nur in den wenigstens Rassezuchtvereinen durchgeführt. Beim Kromfohrländer gibt es für Rüden eine Deckbegrenzung von maximal 6 Würfen (in Deutschland), die ein Rüde zeugen darf. Dies ist wichtig um zu verhindern, dass einige Rüden sehr viele Nachkommen haben, andere hingegen kaum welche. Auch muss der Rüde nach seinem 3. Deckakt eine Deckpause einhalten. In dieser Zeit kann man bereits weitere Informationen über die Nachzucht erhalten.

Auch wurde das Mindestalter für einen Deckrüden auf 36 Monate angehoben. Erst ab einem Alter von 3 Jahren darf ein Rüde im Rassezuchtverein für Nachwuchs sorgen. In diesem Alter hat man schon einen besseren Überblick über die Gesundheit seiner Eltern, Geschwister und das nähere Umfeld. Das Mindestalter und die Deckbegrenzung sind sehr lobenswerte Zuchtlenkungsmaßnahmen, die der RZV eingeführt hat.

Aktuell hat man das Mindestalter von Deckrüden leider wieder herab gesetzt und Rüden dürfen wieder vor ihrem 3. Geburtstag decken. Wir empfehlen jedoch lieber einen älteren Rüden zu nehmen. Einfach aus dem Grund, dass man hier schon mehr über das gesundheitliche Familienumfeld weiß.

Weitere Maßnahmen für Zuchthygiene

Das Mindestalter für die Körung beträgt 18 Monate. Jeder Hund, der in die Zucht möchte, muss erst auf einer Körung vorgestellt werden. Um zugelassen zu werden benötigt es eine Tierarztuntersuchung, die einige Zeit in Anspruch nimmt. Bei der Körung wird neben dem Rassetypischen Erscheinungsbild auch das Wesen geprüft. Überängstliche oder sehr aggressive Hunde gelangen nicht in die Zucht.
Eine Hündin muss zwischen zwei Würfen einen Abstand von mindestens 355 Tagen haben. Werden in einem Wurf mehr als 8 Welpen geboren, beträgt der Abstand sogar 18 Monate.

 

Leider gilt aktuell (01/2022), dass " die Elterntiere bis zur zweiten Generation keine gemeinsamen Ahnen haben". Wir hoffen, dass trotzdem viele Züchter darauf achten nicht zu nah verwandte Tiere zu verpaaren! Mazie hat erst in der 6. Generation gemeinsame Ahnen. Sie stammt aber auch aus einer glatt-rauh Verpaarung, die in der Schweiz (01/22) auch laut neuer Zuchtordnung verboten bleibt. In allen anderen Ländern ist es erlaubt. Mazie hat ein besseres rauhaar als manch anderer Kromi aus rein rauher Linie. Vielleicht wäre es hier logischer glatt-rau Verpaarungen zuzulassen und lieber darauf zu Achten, dass die Elterntiere bis zur dritten Generation keine gemeinsamen Ahnen haben. 


Es wird beim Kromfohrländer viel in puncto Gesundheit getan und es konnten in der Vergangenheit bereits große Fortschritte verzeichnet werden. Dank der Gesundheitsumfrage und der genauen Dokumentation von Krankheiten, hat der RZV einen deutlich besseren Überblick über die Gesundheit der Hundepopulation, als die meisten anderen Hundevereine. Gentests gibt es schon für einige Hunderassen, beim Kromfohrländer bisher auch für drei Erbkrankheiten und es wird eifrig an weiteren Gentests geforscht.


Die oben genannten Zuchtlenkungsmaßnahmen gelten nur im Rassezuchtverein der Kromfohrländer und im Schweizer Kromfohrländer Club, der sehr eng mit dem RZV zusammenarbeitet. In anderen Vereinen, die den Kromfohrländer züchten, gelten zum Teil andere Zuchtlenkungsmaßnahmen.

 

Leider ist der Gentest für vWD immer noch nicht verpflichtend für Kromfohrländer Züchter. Wir würden dies sehr begrüßen, werden unnötigerweise ohne Gentests jährlich viele erkrankte Welpen geboren. Unsere Hunde sind alle einem Gentest auf vWD unterzogen worden.

 

Informative Seiten über Krankheiten beim Kromfohrländer: